Paule – eine gute Seele auf vier Pfoten
Wuff – mein Name war Paule – eigentlich hieß ich Amelie vom Honigtal (A-Wurf), meine Golden Retriever Eltern waren Debbie und Tom. Ich wurde am 5. Oktober 2000, um 22.36 Uhr in Wuppertal geboren. Das dickste Mädchen war ich – mit 466 gr. Geburtsgewicht ein echter Pfundskerl – und das temperamentsvollste Tier im ganzen Wurf. Meine Geschwister hießen Ayrin, Aika, Ayk und Ashley, wir waren die ersten Kinder von Debbie. Meine ersten acht Wochen verbrachte ich bei Brigitte Löchner in Wuppertal-Wichlinghausen und verlebte mit meinen Geschwistern und meiner Mutter eine wuffige Welpenzeit. Brigitte erzählt heute noch gerne, dass ich soooooo frech war, geknurrt und gebellt habe und immer spielen wollte, wenn die anderen Wurfgeschwister schliefen…. Meine Geschwister waren viel schneller müde als ich…
Im Alter von acht Wochen kam ich am 2. Dezember 2000 in meine neue Familie. Steffi und Hansi begleiteten mich vom fünften Tag meines Lebens an und ich fühlte mich direkt so richtig wuffig wohl. Da gab es tolle Spielsachen, extra für mich gekauft, einen großen Hundekorb, in dem ich kleiner Wuff mir anfangs ganz schön verloren vorkam und einen immer gefüllten Wasser- und Fressnapf! Was mir gar nicht gut gefiel, war eine Welpenbox, mit herausnehmbarer Plexiglasscheibe. Fix habe ich dafür gesorgt, dass ich da nie wieder hinein musste. Doch das war das Einzige, was mir in meinem neuen Zuhause so gar nicht gefiel!
Die ersten drei Wochen habe ich nachts bei Steffi und Hansi im Schlafzimmer schlafen dürfen. Nachts kuschelte ich mich dort in einen Laufstall, und wenn ich mal Pipi musste, habe ich gefiept. Gut funktioniert hat das: Sofort sprangen beide aus den Betten, Hansi trug mich zur Terrassentür ins Wohnzimmer hinunter, Steffi riss das Rollo hoch und ab ging’s nach draußen. Die beiden haben ständig „Paule, mach“ gerufen, aber es hat funktioniert. Ich war ja schon immer ein kluger Wuff, habe mein Pipi gemacht und dann ein Leckerlein abgestaubt. Fein war das! Steffi und Hansi hatten immer einen Weihnachtsbaum schon zum 1. Advent. Das war damals auch so. Es hieß nämlich immer „der Hund ist in unser Leben gekommen“! Immer brüllten die beiden „nein“, kaum dass ich mich diesem Ungetüm näherte…. Soooo interessant war der Baum ja nun auch wieder nicht… Das war überhaupt so eine Sache – ständig hörte ich „nein“, ein ziemlicher geringer Wortschatz war das anfangs. Na ja, diese Wort nervte mich zeitlebens so, dass ich immer (hmm, meistens!. sofort hörte, wenn dieses Wort ertönte.
Silvester 2000/2001 – ich war gerade mal zwölf Wochen alt – habe ich meine Lieben dann ganz schön in Aufregung versetzt. Kurz vor 24 Uhr musste ich Pipi, als die ersten Böllerschüsse ertönten, habe ich mich so erschrocken, dass ich panisch weggelaufen bin. Ich hatte solche Angst vor dem Lärm und den Farben am Himmel, dass ich die ganze Nacht umher geirrt bin. O je, Steffi und Hansi haben mich gesucht und haben sich die Augen aus dem Kopf geheult. Morgens um 8 Uhr bin ich dann um die Ecke gefetzt und habe mich vor die Terrassentür gesetzt. Uiuiuiui – haben die sich gefreut. Es ist nämlich ein Wunder, dass so ein junger Hund in dem Alter nach Hause findet, ich hatte nämlich noch keinen Heimkehrtrieb. Aber ehrlich gesagt, ich war auch heilfroh wieder daheim zu sein. Seit diesem Ereignis war unser Vertrauen zueinander noch tiefer geworden, da gab es nix daran zu rütteln, wuff! Außer einer Bindehautentzündung habe ich da auch nichts zurück behalten – puh.
Tja, und dann musste ich in die Hundeschule. Das war gar nicht so fein, da musste ich nämlich ganz viel lernen. Hatte doch die Tierärztin gemeint, als ich so ca. vier Monate alt war, dass ich eine dominante Hündin wäre und dringend an meiner Erziehung gearbeitet werden müsste. O je, Steffi und ich waren damals heftigst zerknirscht… Zuerst waren wir in einer Hundeschule in Gelsenkirchen, da wurden ausschließlich Golden Retriever erzogen. Das fand ich echt ätzend. Gott sei Dank verstanden Steffi, Hansi und ich uns blind und wir sind nach Gevelsberg in eine Hundeschule gewechselt. Dort waren alle möglichen Rassen vertreten und ich wurde sofort der „Rockergruppe“ zugewiesen. Hier habe ich dann eine Menge gelernt – meine Menschen aber mindestens genauso viel, wenn nicht noch mehr wie ich! Nach einem Jahr waren die zwei dann der Meinung, dass das Gelernte reicht, ich sollte ein Hund bleiben. Das war eine weise Entscheidung. Klar, zu verbessern war bis zum Schluss immer mal wieder etwas, aber wir kamen gut zurecht, ich wusste, wo meine Grenzen sind – außer ich vergaß die ganze Welt um mich herum, wenn ich nach Mäusen buddelte …. Aber ich konnte mich nicht beklagen!
Mir ging es prima, ich wurde geliebt, so wie ich war, auch wenn ich mich liebend gerne in Jauche wälzte… Mit Konsequenz habe ich leben gelernt und ich bekam ja auch immer meine Kuscheleinheiten. Und übrigens, die besagte Tierärztin meinte einige Monate später, als ich über Nacht in der Praxis bleiben musste (ich wurde im Sommer so krank, dass ich fast gestorben wäre), dass ich jederzeit wieder kommen könnte, die Erziehung hätte ja echt gefruchtet! Da waren wir vielleicht stolz, Steffi und ich.
Vormittags ging ich mit Steffi immer ins Büro, das heißt, Steffi arbeitete und ich ging ins Büro zum Schlafen. Steffis Kolleginnen freuten sich immer einen Ast ab, wenn ich morgens kam, freudig brummend alle begrüßte und elegant meine Pfote hob – Möhren abstauben war angesagt. Dann ruhte ich mich aus, schließlich war ich morgens um 7 Uhr schon auf großer Paulerunde! Mich interessierte auch überhaupt nicht, wenn in Steffis Büro das Telefon oder die Türglocke bimmelte. Das funktionierte aber auch nur, weil ich wusste, dass der Rest des Tages mir gehörte. Nach dem Büro ging´s ab nach Hause und dann gaaaaanz lange auf Hunderunde in den Wald.
Neben Steffi und Hansi gab es da noch jemanden, der ganz wichtig für mich war, das war meine „Hupfdohle. Eigentlich heißt meine „Hupfdohle“ Kurt. Doch der brach sich dauernd den Fuß und hüpfte mit Stäbchen durch die Weltgeschichte. Aber egal, das ist ein toller Mensch, auch wenn er morgens schon mal ohne Brille, Leine, Schlüssel, Pfeife mit mir auf die Hunderunde ging. MICH hatte er nie vergessen! Die tollen Fotos von mir, die hat er gemacht! Und wisst Ihr was? Kurt schrieb auch herzergreifende Lieder über mich! Ansonsten verbrachte ich mein Leben auf dem Land. In Herzkamp gab es eine riesige Wiese, ganz für mich alleine – ein Paradies für Wuffs wie mich!!! Hier nahm ich Spuren auf von Hasen, Mäusen, Waschbären, Füchsen und Rehen…
Sonntags fuhren Steffi, Hansi und ich ganz oft auf die Rheinwiesen nach Düsseldorf. Da hatte ich meinen Spaß!!!! Ich sprang in den Rhein, paddelte wild herum und kühlte meinen flauschigen Bauch – schwimmen konnte ich nicht so wirklich, na ja, ich konnte es wohl schon, aber das war mir dann doch zu nass, so Kopf und Schwanz unter Wasser – iiiiiiiih. Da waren mir frisch gedüngte Jauchefelder viel lieber!!! Ich wälzte mich ausgiebig und fühlte mich so richtig wohl in meinem Fell. „Douglas für Hunde“ sagte Steffi immer… Nun ja, wenn ich mich auf den Rheinwiesen ausgetobt hatte, dann flanierte ich über die Kö. Die Leute, die vorbei schlenderten, bewunderten mich immer, dabei war dieser Bummel soooooooo langweilig für mich. Die Geschäfte waren Gott sei Dank geschlossen, aber das hätte mir auch keiner angetan, mich stundenlang in die Läden zu schleppen. Nur ganz selten machte ich einen kurzen Stadtbummel mit, dann war ich so brav, und wieder war alle Welt begeistert von mir.
Das hört sich fast so an, als hätte ich keine Macken gehabt, was? Ich war ja eine ehrliche Haut: stur sein konnte ich, ohhh! Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, wollte ich mich durchsetzen, aber das passte gut in die Familie!!! Und Autofahren, das mochte ich so gar nicht, und ich ließ ich mir alle Zeit der Welt, bis ich endlich auf der Ladefläche Platz nahm. Diese Kurven und überhaupt, äh. Dabei wurde extra ein neuer Pauleexpress angeschafft mit ganz viel Platz für mich und einer Klimaanlage. Seufz, ich hasste nun mal Auto Fahren, so!
Als ich mal wieder nicht so fit war, fuhren wir zu Herrn Dörre nach Gevelsberg. Der ist Tierheilpraktiker und hat mich so richtig auf Vorderhund gebracht. Entgiftet wurde ich und das Futter umgestellt. Acht Wochen lang gab’s nur Reis und gekochtes Rindfleisch für mich! Alle hatten gestaunt, dass Steffi soooo toll für mich gekocht hatte – Ihr müsst nämlich wissen, Steffi isst wahnsinnig gerne, aber selber kochen, das kann sie zwar, aber sie macht es überhaupt nicht gerne… Kurt hat Aldi und Landmetzgerei Kruse leer gekauft, Steffi gekocht, Hansi und Kurt haben mein Fressen finanziert und klein geschnibbelt – nee, war das schön….. Steffis Freundinnen hatten dann netterweise festgestellt, dass ich das geschafft hatte, was die Männer nicht geschafft hatten: Sie stand täglich am Herd nur für mich!!! Am Ende gab’s eine Fellanalyse und dann wurde auf neues Trockenfutter umgestellt – hmmmm, das schmeckte und ich hatte kein Bauchweh mehr. Weil der Herr Dörre dann noch festgestellt hatte, dass mein Herz nicht so ganz fit war, gab’s 3x täglich Weißdornextrakttabletten, Globuli (das sind so winzige, weiße Kügelchen) und 2x täglich Betablocker – äh, die mochte ich nicht, aber meine Einheit kannte da kein pardon. Na ja, Pfote auf’s Herz, mir ging es von Stund an viel besser. Das ist schon ein kluger Mensch, unser Herr Dörre! Da hatte er doch festgestellt, dass mein Herz so heftig arbeiten musste, als ich in meinem ersten Lebensjahr so krank war, um den Infekt zu besiegen. Aber eine Paule war eine Kämpfernatur! Mein Leben war so lebenswert! Dann hatte ich plötzlich eine Blasenentzündung, später eine Zerrung am Vorderbein und irgendwann verlor ich ganz viel Fell – aber unser Freund Dörre hat immer geholfen.
Aus medizinischen Gründen stand irgendwann eine Kastration bei mir an. Herr Dörre hat mich mit Spritzen und anderer homöopathischer Medizin darauf vorbereitet. Obwohl es eine schwere Operation war, hatte ich diese gut überstanden. Die Ärztin in der Tierklinik war ganz lieb und Steffi durfte im Nebenraum auf mich warten. Es war schon heftig, als die Ärztin meinte, Steffi wisse ja, dass ich ein sehr herzkranker Hund sei und sie nicht garantieren könne, dass ich die OP überlebe. Herr Dörre schicke ihr immer seine ärmsten Schätzchen…. Aber Steffi war ganz tapfer und ich natürlich auch. Als ich aus der Narkose aufwachte, war Steffi bei mir und hielt die Pfote.
In einem Frühjahr hatten wir ein paar Tage in Freiburg Urlaub gemacht. Als wir wieder nach Hause kamen, ging es mir sehr schlecht, ich war soooo schlapp und ich war zur Herzuntersuchung in der Tierklinik. Dort wurde festgestellt, dass ich, was mein Herz betrifft, gut eingestellt war. Allerdings produzierte mein Körper keine weißen und keine roten Blutkörperchen mehr, und die Ärzte vermuteten, ich hätte einen Tumor im Körper. Eine Knochenmarkspunktion sollte Aufschluss geben. Meine lieben Menschen fuhren aber erst wieder mit mir zu Herrn Dörre und der schüttelte sein weises Haupt: der Hund sei herzkrank, habe aber keinen Krebs.
Er untersuchte mich auf Reisekrankheiten: ich hatte Babesiose. Babesien werden von der Auwaldzecke (die ist in Süddeutschland heimisch) auf Tiere übertragen. Die Krankheit wird Hundemalaria genannt. Wird sie nicht frühzeitig erkannt, verläuft sie tödlich. Herr Dörre hatte mal wieder geholfen mit seiner guten Medizin. Regelmäßig wurde Blut abgezapft und untersucht. Doch ich wusste, der Mann hilft mir und will nur mein Bestes. In seiner Praxis sprang ich schon immer freiwillig auf den Untersuchungstisch, da freute sich der Herr Dörre ganz doll drüber!!!
Ich wusste nicht, wer glücklicher über die Bekanntschaft mit Herrn Dörre war – meine Menschen oder ich?! Das ist ein feiner Kerl, der redet nicht lange herum, sondern behandelt uns Hunde und beantwortet mit Engelsgeduld alle Fragen, die Steffi und Co. ihm stellen.
Besonders liebte ich unsere Hunderunden mit Brigitte, Debby, Ayrin und Tessa und Joy – da ging echt der Wuff ab. Brigitte liebten wir alle heiß und innig, und es ist nur zu wünschen, dass noch viele Goldies ihrer Hobbyzucht entspringen. Sie ist so verantwortungsbewusst und liebevoll und setzt sich trotzdem bei den Vierbeinern durch. Allen Fragen unserer Menschen ist sie immer geduldig und aufgeschlossen gegenüber – ein wunderbarer Mensch, da kam auch ich immer wieder ins Schwärmen, hmmmm….Guckt doch mal auf ihre Homepage www.honigtal.de, da ist meine Familie zu sehen!!!
Steffi gab immer voller Stolz Brigittes Adresse weiter, wenn mich Leute bewunderten, weil ich so ein schönes Gesicht und eine klasse Figur hatte. Dass ich mir auf diese Komplimente nichts einbildete, dafür sorgte meine Familie, die hat nämlich etwas gegen eingebildete Hunde. Und so wurde aus mir nie eine Dame, auch wenn ich Amelie vom Honigtal hieß! Ich war schließlich die allerbeste Paule der Welt!
Im Februar 2010 bekam ich ein 24-Stunden-EKG. Wir fuhren in die Tierklinik nach Duisburg und Dr. Kresken legte mir das Gerät an. Steffi bekam den Auftrag auf einem DIN A 4 Blatt zu notieren, was ich in den 24 Stunden so gemacht hatte: Spielen, schlafen, fressen, kuscheln ….. Zu der Zeit hatten wir hier 55 cm Tiefschnee, und natürlich schrieb Steffi auf, dass ich 1 ½ Stunden Paulerunde im Tiefschnee gemacht hatte. Als wir den schriftlichen Bericht erhalten hatten, hatte Steffi sich weg gelacht. Einmal in 24 Stunden schnellte mein Herzschlag auf 147 Schläge je Minute nach oben, aber nicht bei der Hunderunde im Tiefschnee , sondern zur Fütterungszeit, gegen 18.10 Uhr. Was ist daran so lustig??? Ansonsten waren alle ganz beruhigt, da aktuell keine Gefahr bestand, dass ich tot umfalle.
Wuff, Steffi sagte, ich stinke gen Himmel…. Die Wiese hatte so herrlich geduftet am Rentnerweg, da konnte ich als echter Goldie nicht widerstehen. Hmmmmmmm, schöööööööööön – Douglas für Hunde eben. So nass und stinkig war ich, dass Steffi gnadenlos fünf (!) große Gießkannen mit – immerhin warmem – Wasser über mich gegossen und mich mit Hundeshampoo bearbeitet hat. Brrrrrrrrrrrrr. Hundeshampoo hat sie für den Notfall. Was, bitte, ist ein Notfall??? Ihr müsst wissen, dass ich in meinen fast 16 Hundejahren nur 3 x mit Gießkanne oder Gartenschlauch abgeduscht wurde, ich war nämlich wasserscheu….. Aber, ich habe nicht aufgemuckt, wuff. Und dann habe ich mich im Wohnzimmer ausgiebig geschüttelt……………. Aber ein großes Leckerlein gab es zur Belohnung, weil ich so brav still gehalten habe beim Duschen und mit dem Schwanz gewedelt habe, als die Prozedur vorbei war……..
Fußballweltmeisterschaft 2010 – und ich hatte meine Vorliebe für diesen Sport entdeckt!!! Jedes Deutschlandspiel hatte ich miterlebt, beim VfL Gennebreck, auf Großbildleinwand. Da war vielleicht Stimmung! Für die Zweibeiner gab es lecker Bier und Würstchen, für mich eine Deutschlandgirlande, die ich stolz getragen habe. Natürlich habe ich ganz laut „Tooooooooooooooooor“ gewufft, wenn unsere Mannschaft eines geschossen hat. Und das schönste war: Ich war der Edelfan vom VfL Gennebreck und auf der Homepage verewigt – ist das nicht super?
In einem Sommer waren wir ein paar Tage am Möhnesee und machten dort Kurzurlaub! Ohhhhhh, war das schön! Ab ins Wasser, herrlich! Enten und Blesshühner hatte ich beobachtet, die können aufgeregt schnattern…. Wir machten eine große Paulerunde durch den Arnsberger Wald und liefen einen Pfad entlang, um den Rückweg abzukürzen. So gerne stromerte ich durch das Unterholz, dass ich ringsum mich herum die Welt vergaß. Steffi hat gepfiffen und gerufen, ich habe nichts gehört… Eine halbe Stunde hat sie nach mir gesucht, ich war weg… Au weh. Ich hatte die Orientierung verloren, das war mir noch nie passiert in meinem damals fast zehnjährigem Pauleleben, und lief in meiner Panik zum Auto, das auf einem großen Parkplatz abgestellt war, und lief dort unruhig herum. Irgendwann kam Steffi, die der Verzweiflung nahe war, und hat mich erleichtert in ihre Arme geschlossen. Das war ein schlimmes Erlebnis für uns und ich bin ihr von Stund an nicht mehr von der Seite gewichen. Steffi hatte mich dafür gelobt, dass ich so ein kluger Paule-Wuff bin und instinktiv zum Auto gelaufen bin. So war ich eben!
2012 war ich sehr krank, fast das ganze Jahr. Durch eine üble Zecke hatte ich Anaplasmose bekommen, dadurch wurde eine chronische Darmentzündung ausgelöst. Neun Monate hat Steffi für mich Rindfleisch mit Kartoffeln gekocht, kiloweise, Kurt ist nachts im Stundentakt mit mir nach draußen, weil ich Dünnpfiff hatte.
Alle haben um mein Leben gebangt. 162 (!) mal war ich bei Klaus Dörre zur Behandlung, zu jeder Tages- und Nachtzeit, habe Spritzen und Infusionen bekommen, bin beim Tierarzt geröntgt worden, es war keine schöne Zeit. Aber: ich hatte immer noch Spaß am Leben und WIR haben es alle GEMEINSAM geschafft!!!! Ich bekam bald wieder mein Trockenfutter, aber nichts, rein gar nichts an Leckerleins zwischendurch. Klaus Dörre sagte, „der kleinste Diätfehler zieht eine Katastrophe nach sich…“ Meine Menschen achteten deshalb konsequent darauf, dass keiner mir etwas zusteckte. Ich war eine kluge Paule und vertraute auf meine Menschen, es würde schon richtig sein so!!!
Als ich 13 Jahre alt wurde, funktionierten meine Ohren nicht mehr so wirklich und ich orientierte mich an Handzeichen und Mimik. Macht nix – das Leben war herrlich und ich war nach wie vor mitten drin! Die Hinterläufe, vor allem der rechte, waren schwach geworden und ins Auto springen schaffte ich nicht mehr so gut.
Es gab eine Rampe oder Kurt hievte mich ins Auto; er brauchte kein Fitness- Studio, wau! Steffi mit 48 kg tat sich etwas schwerer, meine knapp 28 kg ins Auto zu schaffen, aber gemeinsam kriegten wir das hin. Meine Hunderunden liebte ich weiterhin und genoss es immer noch mit meinen Menschen 3x täglich on tour zu sein. Ich gab das Tempo vor, mein Ziel erreichte ich immer, auch wenn es dauerte… und war die Wiese frisch gemäht, dann wälzte ich mich leidenschaftlich darin!
Bächleins waren eine wahre Freude, wenn ich auch nicht der typische Golden Retriever in puncto Wasser war. Steffi meinte, ich war der einzige Golden Retriever, der gelobt wurde, wenn er im Wasser war. Irgendwann hatte ich einen neuen Freund: Spike, ein brauner Labrador. Er gehörte Sonja, sie hatte ihn aus dem Tierheim geholt. Spike war ungefähr so alt wie ich und wir vier waren ein Dream Team. Spike und ich trödelten durch den Wald nach Herzenslust, wir hatten die Ruhe weg und die Mädels klönten…. Spike war ein ganz freundlicher Zeitgenosse, er hatte mir sogar seine Lieblingsdecke zuhause angeboten, als ich ihn besucht hatte.
In die ESG ging ich auch weiter mit Steffi, auch wenn ich manchmal lieber morgens zuhause weiter schlafen wollte, statt so früh los zu ziehen…, aber ich genoss es weiter, von Studierenden und anderen lieben Menschen gestreichelt zu werden. Und: alleine zuhause sein war blöd…
Übrigens: Bei dem Lied „All Over the Place“ hatte ich einen Gastauftritt – hört beim Anfang und beim Ende mal ganz genau hin!!!! Wuff!
…Steffi möchte auch noch etwas sagen:
Ende März 2014 traf mich der Schlag, ja, ich hatte einen Schlaganfall….
Klaus Dörre hatte das festgestellt, als er mich eigentlich weiter behandeln wollte, weil mir zwei Wirbel herausgesprungen waren. Eine junge Hundedame war mir beim Toben versehentlich auf meinen von Spondylose geplagten Rücken gesprungen. Ich hatte geschlafen, tief und fest, und weil ich nichts mehr hörte, hatte ich nicht gemerkt, dass der junge Wicht sich übermütig näherte. Autsch, ich hatte meine Gräten nur noch von mir gestreckt.
Nachts hatte ich dann einen Schlaganfall, meine rechte Seite war ganz schön in Mitleidenschaft gezogen worden. Mein Kopf war „rechtslastig“, gelaufen bin ich nicht, ich bin regelrecht geschossen, so schwindelig war mir. An Klaus Dörres Stimme und den Blicken meiner Lieben habe ich gemerkt, dass es sehr kritisch um mich stand. Klaus sagte, dass es in den nächsten acht Tagen nur ums Überleben gehe… Kurt musste mich die Treppe zu unserer Wohnung hinauf und herunter tragen, und raus bin ich nur zum Pipimachen und Häufeln. So jämmerlich habe ich mich gefühlt.
![]() |
Ich hatte gekämpft, wie eine Paule immer in ihrem Hundeleben gekämpft hat! Im Oktober wurde ich dann 14 Jahre alt, und das Leben war doch immer noch soooooo schön… An Tag 3 nach dem Schlaganfall trug ich abends ein Stöckchen, wau, wir haben alle gejubelt!!!!! Dann ging es jeden Tag ein bisschen bergauf. Bald habe ich wieder mit Appetit gefuttert und reichlich Wasser geschlürft, kleine Hunderunden geschafft. Dann habe ich das erste Mal wieder gewufft und mich geschüttelt, ohne dabei umzufallen, jawau! So viele liebe Menschen und Hunde haben an mich gedacht, das tat nicht nur meiner Hundeseele gut!
Eines war ganz klar: Ich war immer noch Paule – die Kämpferin!
![]() |
Im Oktober 2014 wurde ich 14 Jahre alt, meinen Geburtstag haben wir toll gefeiert. Ich bekam viele neue Stoffis geschenkt – Steffi meinte, dass ich nun mindestens 199 Stoffis hätte. Für die Zweibeiner gab es Kaffee und Kuchen und mein Liegeplatz war mit bunten Luftballons geschmückt.
Meine Ohren waren schon taub, aber meine Augen noch ganz gut und meine Schnuppernase funktionierte weiterhin hervorragend!
Die Hunderunden wurden kürzer, aber ich hatte nach wie vor viel Spaß, wenn ich Stöckchen schleppte. Ab und an fiel ich plötzlich um, meine Beine wollten nicht mehr immer so, wie ich es wollte; Steffi und Kurt jagte ich dann einen großen Schrecken ein. Alt werden ist nichts für Feiglinge. Aber: nicht lange schwächeln, Knochen sortieren, aufrappeln und weiter laufen!
Ins Büro ging ich nicht mehr so oft mit, sondern schlief mich zuhause aus. Aber 1-2 mal in der Woche nahm Steffi mich immer noch mit.
Mitarbeiter_innen und Studierende freuten sich immer, wenn ich dabei war, und mir waren viele Streicheleinheiten sicher!
Das Christkind hatte mir schon einige Wochen vor dem Fest einen Lammfellschlafplatz beschert. Der super Tipp kam mal wieder von Brigitte, meiner Züchterin. Herrlich flauschig und warm hatte ich es darauf. Kein Wunder, dass meine Schläfchen länger wurden…
Damit ich nicht fror, bekam ich einen warmen Fleecemantel. Kriegt bloß keinen Schrecken, nix mit Blümchen und Schleifchen oder so. Zweckmäßig und warm für einen golden Oldie wie mich. Dieser Tipp stammte von „meinem“ Tierheilpraktiker Klaus Dörre. Bei Temperaturen ab 0 Grad und kälter lief ich damit durch die Welt. Hauptsache, ich konnte mich so verpackt noch auf meiner Lieblingswiese wälzen!
Ihr seht: Nach wie vor hatte ich Spaß am Leben!
Am Silvesterabend 2014 / 2015 schlief ich inmitten meiner Stoffis auf meinem Lammfell. Um 23.57 Uhr bin ich aufgestanden und ins Schlafzimmer, in mein Hundebett, gewackelt.
Von der Knallerei habe ich nichts bekommen. Dieses Spektakel hat mir nie etwas ausgemacht, auch nicht, als ich noch hören konnte. Aber meine Menschen waren auch immer bei mir!
Nun sah ich dem neuen Jahr entspannt entgegen und hoffte, dass ich in meinem 15. Lebensjahr noch viele schöne Dinge erleben würde.
Je älter ich wurde, desto größer wurden die Stöcke, die ich schleppte! Damit hielt ich das Gleichgewicht besser, sonst konnte es mich schon mal umhauen.
Zwar war ich taub, aber mein 7. Sinn funktionierte hervorragend: ich spürte immer genau, wann Futterzeit war, und um ganz sicher zu gehen, dass mich keiner vergisst,
legte ich mich vorsichtshalber schon mal eine Stunde vor der Zeit in die Küche – sicher ist sicher. Überhaupt legte ich mich gerne quer in jede Tür und in jede Engstelle, nach dem Motto „nur über meine vier Pfoten“.
Autofahren war eine eine einzige Katastrophe für mich und ich klapperte ab und zu lautstart mit den Zähnen, in diesem Fall vor Angst. Steffi und Kurt fuhren an 2014 deshalb nicht mehr mit mir in Urlaub, weil die Autofahrt viel zu stressig war für mich alten Wuff.
Ich hatte ganz schön Glück mit meinen Menschen!
Es gab aber auch Situationen, da klapperte ich vor Freude mit meinen Zähnen, wenn ich z.B. Sonntagmorgens um 7 Uhr vor Steffis Bett stand. Dann freute ich mich, dass meine Menschen wach wurden und aufs Ausschlafen verzichteten.
Ich ging zu jener Zeit nur noch 1-2x in der Woche mit Steffi ins ESG Büro.
Eines Tages hatte ich dort Premiere. Jeden Mittwochmittag fand im Raum der Stille eine 20 minütige Andacht statt, die ATEMPAUSE. Diese hatte mich bisher nie interessiert, aber an jenem Mittwochmittag war es anders. Ich tapperte gemächlich hinter den Studierenden her, drehte eine Runde durch den Raum, um mich dann andächtig in die Mitte zu legen.
Das Thema lautete „Gott ist mitten unter uns“. Das war so schön!
![]() |
Ich hatte es tatsächlich geschafft: Am 5. 10. 2015 feierte ich meinen 15. Geburtstag – was für ein Geschenk! Umgerechnet war ich jetzt 105 Menschenjahre alt. Als Lehrmeisterin für Glück, Zufriedenheit und Freude hatte ich jeden Tag meines Lebens in diesen 15 Jahren zu einem Festtag für meine Menschen gemacht! Eine neue, warme Kuscheldecke habe ich sofort in Beschlag genommen und auch ein neuer Stoffi wurde von mir freudig durch die Wohnung geschleppt. Ich war an meinem Ehrentag richtig gut drauf und habe ihn ausgiebig genossen – meine Menschen auch!
Weihnachten 2015 – zur großen Freude meiner Lieblingsmenschen hatte ich es erlebt und war beim Geschenkeauspacken natürlich mittendrin!
Ins Jahr 2016 bin ich selig ratzend in meinem Bettchen gestartet – wer hätte das gedacht?! In Menschenjahre umgerechnet war ich nun fast 107 Jahre…

Paule – Hunderunde am 2. Weihnachtsfeiertag 2015
Die ersten Monate im Jahr 2016 verbrachte ich, meinem Alter entsprechend, gemächlich, aber mit viel Lebenslust und vor allem gutem Appetit. Manchmal fetzte ich sogar wie ein junger Hund durch unsere Siedlung, um nur ja nicht meine Mahlzeit zu verpassen…
Karneval, Ostern und die Geburtstage meiner Menschen habe ich 2016 noch miterlebt. Meine Kräfte ließen aber mehr und mehr nach und Anfang Mai kam auch noch ein Nierenproblem dazu. So musste ich in den letzten Wochen Pampers tragen, was ich mir mit großer Geduld gefallen ließ. Hauptsache, mein Futternapf war immer gut gefüllt und das tägliche Stöckchen war ein Muss. Das Heranschleppen meiner Stoffis, wenn Steffi in der Küche zugange war, brachte mir so manches Leckerlein ein…
In diesen letzten Wochen meines so langen und ausgefüllten Lebens unternahm ich mit meinen Menschen noch vieles. So gingen wir überall dort nochmal meine Runden, wo ich Zeit meines Lebens viel Freude hatte: Am Rentnerweg in Herzkamp, bei Bauer Bredtmann, in der kleinen Schweiz und am Bergerhof. Ich war noch auf Geburtstagen dabei, beim VfL und in der ESG. Ich wollte in dieser letzten Zeit nicht mehr alleine sein. Nachdem ich das alles nochmal erlebt hatte, zeigte ich meinen Menschen Anfang Juni, dass meine Kräfte jetzt erschöpft waren. Am 2. Juni 2016 war ich bereit, über die Regenbogenbrücke zu gehen. Meine Menschen haben das verstanden und mir den Weg dorthin frei gemacht.
Nun bin ich im Hundehimmel.
Ich wurde 15 Jahre und fast acht Monate alt und hatte das wunderbarste Hundeleben, dass man sich nur vorstellen kann.
Nachruf:
Paule hat unser glückliches Leben bereichert und fehlt uns sehr. Bei aller Traurigkeit sind wir unendlich dankbar für diese tolle Zeit mit unserer allerbesten Paule. Wir haben sie am 2. Juni in Liebe gehen lassen…….
Alte Hunde sind etwas ganz Besonderes. Paules Ausstrahlung, ihr Charme waren einzigartig. Die Liebe zu Paule war so innig und tief und erfüllte uns mit großer Dankbarkeit. Blindes Verstehen auf beiden Seiten, ein Blick genügte, um zu verstehen. Wir sind sehr dankbar für fast 16 Jahre mit Paule!